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Abschlüsse und der Ingenieurtitel

Welche Abschüsse gibt es und wer darf sich überhaupt Ingenieur nennen? Wir werfen einen Blick auf die unterschiedlichen Studienabschlüsse.

Abschlüsse

In unserer Datenbank aller Hochschulen, die ingenieurwissenschaftliche Studiengänge anbieten, findest du die Abschlüsse Bachelor, Master, Diplom und sogar das Staatsexamen. Mit allen kannst du Ingenieur werden.

Bachelor und Master im Detail:

Bachelor und Master sind die üblichen Studienabschlüsse, das Diplom gibt es vereinzelt noch, gehört aber im Prinzip der Geschichte an. Das Staatsexamen ist eher unüblich, gibt es aber noch im Bereich der Lebensmittelchemie.

Warum stirbt der Diplom-Ingenieur aus?

Diplom-Ingenieur/in ‒ für viele ist dies noch eine vertraute Berufsbezeichnung. Seit einigen Jahren verschwinden aber die Diplom-Studiengänge und werden auf Bachelor und Master umgestellt, so dass es immer weniger „Dipl.-Ing.“ gibt. Die Tätigkeiten bleiben aber dieselben, natürlich sind Ingenieurinnen und Ingenieure auch weiterhin angesehene Fachkräfte.

Umstellung auf Bachelor und Master

Doch was hat es mit der Reform der Studiengänge und dem Bologna-Prozess eigentlich auf sich? Was bedeuten die beiden verschiedenen Abschlüsse? Hier kommen die Antworten:

Einheitliche Studiengänge

Viele Unternehmen sind auch international aktiv, zeitweise im Ausland zu studieren oder zu arbeiten, ist heute Standard. Damit wurde es auch erforderlich, einheitliche Studiengänge zu schaffen. Ein deutscher Hochschulabschluss muss mit einem französischen oder englischen Abschluss vergleichbar sein, um allen Bewerbern die gleichen Möglichkeiten zu bieten und die Einstellungskriterien zu vereinfachen. In Europa gab es deswegen die Bologna-Reform, benannt nach der gleichnamigen italienischen Stadt: Hier trafen sich im Jahr 1999 die Regierungsvertreter aus 29 europäischen Ländern um die Einführung der landesübergreifenden Abschlüsse in die Wege zu leiten. Mittlerweile sind 47 Staaten beteiligt und die Umstellung ist weitgehend abgeschlossen.

Kürzere Studienzeiten

Die Bologna-Reform brachte auch eine Verkürzung der Studienzeiten und damit den schnelleren Einstieg in das Berufsleben. Zuvor waren in Deutschland Studienzeiten von 8, 10 oder 12 Semestern üblich, die oft noch um viele Semester überschritten wurden. Die Regelstudienzeit für die neuen Bachelorstudiengänge hingegen beträgt 6 Semester, ein Masterstudium nimmt meist 4 Semester in Anspruch. Wer beides absolviert, landet zwar auch wieder bei 10 Semestern, doch durch die Zweistufigkeit ist es eben auch möglich, „nur“ den Bachelor zu machen bzw. nach diesem ersten Abschluss in das Berufsleben einzusteigen und später noch ein Masterstudium anzuhängen ‒ auch berufsbegleitend (weiterbildender Master).

Zwei verschiedene Abschlüsse

Die bisherigen Diplomstudiengänge unterteilten sich in das „Grundstudium“ und das „Aufbaustudium“. Wie der Name schon sagt, wurden in Ersterem die Grundlagen geschaffen, die schließlich während des anknüpfenden Aufbaustudiums vertieft wurden. Für einen Abschluss aber mussten beide Abschnitte bewältigt werden ‒ zwar gab es mit vollendetem Grundstudium das „Vordiplom“, doch dies stellte eben nur die Vorstufe zum endgültigen Abschluss dar.

Die neuen Studiengänge hingegen sind so strukturiert, dass bereits der Bachelor als eigenständiger Abschluss gewertet wird. Dieses Studium beschränkt sich zwar auch eher auf die Vermittlung von Grundlagen (wobei viele Bachelor-Studiengänge bereits eine Vertiefung/Spezialisierung erlauben), es ist aber inhaltlich so angelegt, dass es zum Berufsstart in vielen Bereichen befähigt. Daher nennt man das Bachelorstudium auch „berufsqualifizierendes Studium“.

Wer sein Wissen erweitern oder sich z. B. für bestimmte Führungspositionen qualifizieren möchte, knüpft mit dem darauf aufbauenden Masterstudium an. Der Masterabschluss ist auch Voraussetzung für eine Promotion und damit für Studierende von Bedeutung, die eine Karriere in der Forschung anstreben.

Mehr Flexibilität

Mit der Vielfalt der Bachelor-/Masterstudiengänge sind auch neue Kombinationsmöglichkeiten entstanden. Während man sich etwa mit einem Diplomstudium Elektrotechnik weitgehend festlegte, ist es nun möglich, den Bachelor in Elektrotechnik zu machen und im Master z. B. Informations- und Kommunikationstechnik oder Ingenieurinformatik zu studieren. Viele Masterstudiengänge sind englischsprachig und damit international ausgerichtet.

Credits statt Scheine

Dem internationalen Kontext entsprechend, gibt es bei den neuen Studiengängen auch keine "Scheine" mehr. So hießen in Deutschland die Zertifikate, die man nach jeder bestandenen Prüfung erhielt und für die Zulassung zur Abschlussarbeit vorlegen musste. Stattdessen wurde das European Credit Transfer System (ECTS) eingeführt: Wer eine bestimmte Anzahl an "Credit Points" erreicht hat, kann sich für die abschließende Bachelor- oder Masterarbeit anmelden. Der Vorteil ist, dass das System internationale Qualitätsstandards und eine Übertragbarkeit der Leistungsnachweise sichert.

Fazit: Eine Sache der Einstellung

Das neue System hat seine Vor- und Nachteile. Die positiven Seiten wurden hier beschrieben, zu den negativen Aspekten gehört, dass die neuen Studiengänge als „straffer“ und „verschulter“ gelten. Während es zuvor eher möglich war, das Studium entspannt anzugehen, gibt es nun z. B. zunehmend eine Anwesenheitspflicht bei Vorlesungen oder weniger Raum für andere Aktivitäten. Auch die Abschaffung des Diploms wird zwiespältig betrachtet. Doch die Qualität der Universitäten und Hochschulen sowie ihrer Dozenten dürfte sich kaum verändert haben. Am Ende ist entscheidend, was man aus seinem Studium macht.

Der Ingenieurtitel: Wer ist Ingenieur und wer nicht?

Man muss heute nicht mehr den Titel Diplom-Ingenieur erwerben, um sich Ingenieur nennen zu dürfen. Auch mit einem Bachelor, Master oder Staatsexamen kann man Ingenieur sein.

Während die Berufsbezeichnung "Ingenieur" mit dem Diplom-Ingenieur gesetzlich geschützt und sehr klar in den Länderingenieurgesetzen festgelegt war, ist die Definition der Berufsbezeichnung mit der Umstellung auf die neuen Abschlüsse weniger konkret.

Die Bundesingenieurkammer definiert den Ingenieurberuf wie folgt:

"Die Berufsbezeichnung Ingenieur allein oder in einer Wortverbindung darf führen, wer das Studium einer technisch-ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtung mit mindestens sechs theoretischen Studiensemestern an einer deutschen, staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule oder Berufsakademie oder Bergakademie mit Erfolg abgeschlossen hat und dieser Studiengang überwiegend von ingenieurrelevanten MINT-Fächern geprägt ist."

bingk.de

Mit anderen Worten: Jeder, der ein stark technisches oder naturwissenschaftliches Studium mit akademischem Abschluss absolviert hat, ist ein Ingenieur. 

Wie lange dauert das Ingenieurstudium?

Das Ingenieurstudium dauert mindestens 6 Semester. Das ist nämlich die Regelstudienzeit für den Erwerb eines Bachelors. Duale Bachelorstudiengänge, also solche, die im Kooperation mit einem Unternehmen studiert werden, dauern meistens 8 Semester. Wer sich bestmöglich ausbilden lassen will, hängt im Anschluss noch einem Master dran, der typischerweise mit 4 Semestern Regelstudienzeit veranschlagt wird.

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